Professor Ayelt Komus von der Hochschule Koblenz sagt in einem SZ-Interview mit der Journalistin Miriam Hoffmeyer: ‘Agilität wird die Unternehmen auf Dauer verändern, auch wenn das Wort in ein paar Jahren vielleicht verbrannt ist.’

Vorteile agiler Arbeitsprozesse

Professor Ayelt Komus: ‘Mitarbeiter in agilen Teams bekommen die Chance, mehr Eigeninitiative zu zeigen, weil sie selbst bestimmen, wie sie ihre Aufgaben erledigen. Und wenn Arbeitsprozesse in kleine Schritte – sogenannte Sprints – zerlegt werden, sieht man alle zwei bis vier Wochen ein greifbares Ergebnis. Beide Faktoren steigern die Motivation und führen zu besseren Leistungen.’

Konfliktpotenziale agiler Arbeitsprozesse

Professor Ayelt Komus: ‘[…] Inzwischen wissen wir, die Sache scheitert immer an denselben drei Hürden. Zum einen kommen viele “Product Owner” nicht mit dieser neuen Rolle zurecht, in der sie nur Ziele formulieren, die Details zur Umsetzung aber dem Team überlassen sollen. Auch die Arbeit in Sprints aufzuteilen ist für sie eine große fachliche Herausforderung. Zum Zweiten sieht das mittlere Management die Umstellung oft als Bedrohung. Viele haben Angst davor, nicht mehr gebraucht zu werden. Aber auch in agilen Unternehmen werden Führungskräfte gebraucht. Sie sind sogar extrem wichtig, wenn es darum geht, Strategien zu entwickeln, Orientierung vorzugeben und den Mitarbeitern bei ihrer Weiterentwicklung zu helfen.’

‘Das Problem ist, dass viele Unternehmen sich nur kurz beraten oder schulen lassen und ihren Mitarbeitern danach zu wenig Unterstützung dabei geben, in ihre neuen Rollen hineinzufinden. Man muss die Menschen während der ganzen Umstellung intensiv begleiten und unterstützen. Die dritte Hürde muss auch noch erwähnt werden: Besonders in großen Unternehmen gibt es unzählige Vorgaben, Regelungen und Prozesse, die auf die alten, plangetriebenen Verfahren ausgerichtet sind. Das verträgt sich schlecht mit Agilität.’

Quelle: Agilität – Konflikte mit der neuen Rolle. Interview mit Professor Ayelt Komus geführt von Miriam Hoffmeyer. SZonline v. 11. Mai 2019. (Stand: 23. Mai 2019)

 

Was ist agiles Führen?

Agiles Führen (engl. = wendig, flink) beschreibt eine Arbeitsweise, die flexibel, proaktiv und antizipativ vorgeht, um Ziele möglichst schnell zu erreichen und rasch auf Veränderungen reagieren zu können. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Softwareentwicklung. Das Konzept der Agilität als Führungs- und Organisationsprinzip umfasst eine gruppenbezogene Führung, die Mitarbeitenden so zusammenstellt und in ihrer Selbstverantwortung unterstützt, dass diese sich gemeinsam weiterentwickeln können. Es meint kurze, überschaubare Planungs- und Umsetzungszyklen, so das Prioritäten regelmäßig überprüft bzw. Fehler frühzeitig sichtbar und korrigiert werden können.

Agile Methoden sind für Aufgaben geeignet, die sich vorab nicht vollständig beschreiben lassen und hoher Dynamik unterliegen. Agile Methoden kommen besonders häufig in Innovationsprozessen, Software-Einführungen, klassischen Produktentwicklungen oder im Marketing zum Einsatz.