Konfliktmanagement in der deutschen Wirtschaft
Über die Dauer eines Jahrzehnts (2005 bis 2015) haben Wissenschaftler der Europa-Universität Viadrina gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Entwicklungen im Konfliktmanagement deutscher Unternehmen begleitet und untersucht. Dieses bislang im deutschsprachigen Raum einzigartige Langzeit-Forschungsprojekt kommt mit der nunmehr veröffentlichten Studie „Konfliktmanagement in der deutschen Wirtschaft – Entwicklungen eines Jahrzehnts“ zu einem Abschluss. In der aktuellen Studie wurden gut 180 Unternehmensvertreter zum Umgang mit und der Einstellung zu unterschiedlichen Verfahrensarten befragt, mittels derer Konflikte zwischen und innerhalb von Unternehmen bearbeitet werden.
Der Ausgangsbefund von 2005 lautete: Außergerichtliche Konfliktbearbeitungsverfahren wie Schlichtung und Mediation wurden zwar deutlich positiver bewertet als das staatliche Gerichtsverfahren, aber zugleich erheblich seltener genutzt. Die zehn Jahre später erhobenen Vergleichsdaten zeigen eine erfreuliche Veränderung.
Über alle Konfliktbereiche hinweg investiert inzwischen ein Großteil der Unternehmen gezielt in den weiteren Auf- und Ausbau von Konfliktmanagement-Strukturen sowie in die entsprechende Qualifikation von Führungskräften und Mitarbeitern. Fast 80 % der in der Studie befragten Unternehmen verzeichnen eine Professionalisierung ihres Konfliktmanagements und beinahe 70 % beobachten Veränderungen im Konfliktverhalten ihrer Führungskräfte.
Insbesondere die Mediation hat im Unternehmenskontext eine größere Relevanz bekommen. Vor allem bei Konflikten am Arbeitsplatz werden mittlerweile häufig Mediatoren hinzugezogen, um Streitigkeiten beizulegen. Dies soll nach Angaben der Unternehmen die Fortsetzung von Arbeitsverhältnissen ermöglichen und größtmögliche Vertraulichkeit gewährleisten. Etliche Unternehmen haben den Vorzug außergerichtlicher Verfahren bereits in entsprechenden Betriebsvereinbarungen kodifiziert oder in die Arbeitsverträge aufgenommen.
Zukunftsthemen für Unternehmen mit Blick auf Konflikte
Die Studie identifiziert drei zentrale Zukunftsthemen für Unternehmen mit Blick auf Konflikte:
- Konfliktkompetenz wird zentraler Bestandteil eines zeitgemäßen Führungsverständnisses.
- Führungskräfte werden sensibler für Konflikte in ihrem Umfeld. Sie integrieren mediative Elemente in ihre eigene professionelle Kommunikation.
- Führungskräfte nutzen souveräner die Unterstützung neutraler Dritter für die Konfliktbearbeitung in ihren Zuständigkeitsbereichen.
Zudem stehen für viele Unternehmen die weitere Professionalisierung ihrer Konfliktmanagement-Strukturen und der Ausbau der Schnittstellen zum Beschwerde-, Risiko- und Gesundheitsmanagement an. Höchste Priorität legen die Unternehmen auf die Stärkung von Ansätzen zur Konfliktprävention, die von einer professionellen Vorbereitung von Verhandlungen über differenzierte Streitbeilegungsklauseln bis hin zu optimierungsorientierten Feedback-Systemen reichen.
Den Volltext der Studie „Konfliktmanagement in der deutschen Wirtschaft – Entwicklungen eines Jahrzehnts“ finden Sie unter hier
Überblick und Downloads zur gesamten Studienserie unter www.ikm.europa-uni.de/de/kernbereiche/wirtschaft
Quelle: Pressemitteilung der Europa-Universität Viadrina vom 21. Oktober 2016
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