Der Philosoph Richard David Precht gab der Journalistin Karin Fischer für den Deutschlandfunk ein Interview zur Digitalisierung der Arbeitswelt und den damit einhergehenden Veränderungen.
Auszüge aus dem sehr hörens- bzw. lesenswerten DLF-Interview vom 1. Mai 2017:
Digitalisierung der Arbeitswelt
Die Digitalisierung der Arbeitswelt werde Millionen Arbeitsplätze kosten, auch in Deutschland. Eine Herausforderung, der sich die Gesellschaft noch nicht einmal ansatzweise gestellt hat.
“Arbeiten werden die Menschen auch in Zukunft. Aber sie werden es vielleicht nicht mehr für Geld tun, und sie werden es vielleicht nicht mehr für eine Firma tun und sie werden es nicht mehr in einem Angestelltenverhältnis tun.”
“Was übrig bleibt, werden die Jobs sein, in denen Menschen lieber mit Menschen zu tun haben, im Kindergarten zum Beispiel oder in der Schule. Auch in Zukunft werden unsere Kinder nicht von Robotern unterrichtet.”
Technologischer Fortschritt
“Technologischer Fortschritt wird ja nicht auf demokratischem Weg erzeugt, sondern von kommerziellen Unternehmen vorangetrieben. Es entstehen digitale Supermächte, und denen kann völlig egal sein, wer unter ihnen in Deutschland Bundeskanzler ist oder amerikanischer Präsident. Und eine solche Machtfülle ist nicht gut. Wir bekommen eine Art technokratischer Diktatur.”
“Die Befreiung des Menschen von der entfremdeten Arbeit. Das ist ein alter Menschheitstraum, eine positive Utopie: Arbeit als das zu definieren, worin Sie selber vorkommen und nicht als das, wofür Sie Geld kriegen.”
“Wir versuchen im Moment, den Arbeitsmarkt von gestern mit einem Mindestlohn zu stabilisieren. Gutverdienende Piloten streiken, um ihre Privilegien zu sichern, bevor in zehn Jahren kein einziger Pilot mehr ein Flugzeug fliegt. Was wir im Augenblick machen: wir dekorieren auf der Titanic die Liegestühle um.”
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