Verbände und Gewerkschaften der Film- und Fernsehbranche haben am 30. Mai 2018 gemeinsam mit Vertretungen der ProduzentInnen, Sender, Theater und Orchester in Deutschland einen Verein als Träger für eine unabhängige Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt gegründet.
Die Vertrauensstelle richtet sich an Betroffene sexueller Belästigung und Gewalt und ist zunächst auf den Film-, Fernseh-, Theater- und Orchesterbereich beschränkt, kann aber durch Beteiligung weiterer UnterstützerInnen und entsprechender BranchenvertreterInnen auf die gesamte Medienbranche, den Musikbereich und andere Kulturzweige ausgeweitet werden. Neben der Entgegennahme und Prüfung von Beschwerden und der Unterstützung Betroffener stehen die Aufarbeitung und Prävention sexueller Belästigung und Gewalt im Mittelpunkt.
Hintergrund ist die sogenannte #MeToo-Debatte, die eine breite Diskussion über Abhängigkeiten und Machtmissbrauch bis hin zu sexuellen Übergriffen in der Kultur- und Medienbranche angestoßen hat. Dabei ist deutlich geworden, dass insbesondere dort Handlungsbedarf besteht, wo oft nur kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse bestehen, wo viele Selbständige arbeiten und wo starke Abhängigkeitsverhältnisse z.B. durch die zentrale Bedeutung von Weiterempfehlungen existieren.
Die Vertrauensstelle soll nun zügig ihre Arbeit aufnehmen, um Betroffenen ein niedrigschwelliges und anonymes Beratungsangebot zu bieten. Die Finanzierung und weitere Ausgestaltung sind durch die Vereinsmitglieder geplant. Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, hat bereits am Beginn des Prozesses in Aussicht gestellt, in Vorleistung zu gehen und die Aufbauphase mit zunächst 100.000 Euro zu finanzieren. Dies kann jetzt umgesetzt werden. Danach ist anteilig eine weitere Förderung aus dem Etat der Kulturstaatsministerin möglich. Auch VertreterInnen der Branche haben bereits Mittel zugesagt (ARD: 40.000 Euro/p.a., Deutscher Bühnenverein: 15.000 Euro/p.a., ZDF: 15.000 Euro/p.a., VAUNET: 15.000 Euro/p.a., Deutsche Produzentenallianz: 10.000 Euro/p.a.). Außerdem werden Fördergelder bei der Filmförderungsanstalt und den Verwertungsgesellschaften der ArbeitnehmerInnen sowie auch der ArbeitgeberInnen beantragt.
Dazu Ulrich Khuon, Präsident des Deutschen Bühnenvereins: „Der Bühnenverein arbeitet zurzeit an verschiedenen Instrumenten, um sexueller Belästigung und Gewalt vorzubeugen. Dazu gehören neben einem wertebasierten Verhaltenskodex, den wir gerade mit der Mitgliedschaft entwickeln, auch Schulungen von Führungspersonal und die Unterstützung der unabhängigen Beratungsstelle. Jedes Instrument ist wichtig, um ein Bewusstsein und eine Sensibilisierung für Antidiskriminierung zu schaffen. Die unabhängige Beratungsstelle der Film-, Fernseh- und Theaterbranche, die auch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt, ist daher für die Theater und Orchester ein ganz zentraler Baustein für ein vertrauensvolles Miteinanderarbeiten.”
Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, erklärte: „Es war und ist mir ein wichtiges politisches und menschliches Anliegen, angesichts sexueller Belästigungen, Demütigungen und Gewalt in der Filmbranche, aber auch in anderen Kultursparten eine Anlaufstelle mit zu initiieren, an die Betroffene sich vertrauensvoll wenden können. Dafür habe ich neben der politischen vor allem auch finanzielle Unterstützung zugesichert. Mit der ‚Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung’ haben wir nun ein breites Bündnis aus der besonders betroffenen Film-, Fernseh- und Theaterbranche aufgestellt, an dem sich aber auch Vertreter anderer Kulturzweige beteiligen können. Ich begrüße es, dass es gelungen ist, so viele Partner ins Boot zu holen, die dieses Projekt jetzt gemeinsam verwirklichen. Die Zeit des Schweigens muss vorbei sein!”
Gründungsmitglieder des Vereins sind:
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e.V.
Bundesverband Casting e.V. (BVC)
Bundesverband Regie e.V. (BVR)
Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS),
Bundesvereinigung Maskenbild e.V.
Deutsche Akademie für Fernsehen e.V.
Deutsche Filmakademie e.V.
Deutscher Bühnenverein/ Bundesverband der Theater und Orchester
InteressenVerband Synchronschauspieler e.V. (IVS)
Pro Quote Film e.V.
Verband der Agenturen für Film, Fernsehen und Theater e.V. (VdA)
Verband der Nachwuchsagenturen e.V. (VDNA)
Verband Deutscher Filmproduzenten
Verband Privater Medien e.V. (VAUNET)
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF).
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